Es gibt keine bessere Lösung als Kunststoff sowohl was Kosten und Design als auch was seine industriellen Anwendungsmöglichkeiten betrifft, egal um welche Technologie es sich handelt. Das derzeit am stärksten verteufelte Material bleibt weiterhin eine grundlegende Technikressource, insbesondere im Automobilsektor, wo es uns erhebliche Vorteile verschafft. Was aber ist mit der Umweltverschmutzung? Das Problem scheint weniger der Kunststoff, sondern vielmehr der Umgang mit ihm zu sein.
Der Kampf gegen das leidvolle Material Plastik ist derzeit der Renner. Die Medien sind voll davon. Politiker und jeder, mehr oder weniger gut informiert, fühlt sich berufen, seine Meinung über die schädlichen Auswirkungen, die der Kunststoff nach der Erfüllung seiner Funktion auf unsere Umwelt verursacht, kundzutun.
Leider verhält es sich dabei so, dass die Dinge verallgemeinert werden. Man spricht verallgemeinernd von „Plastik“, doch die Art des Kunststoffmaterials wird nicht näher spezifiziert. Es wird nicht von den angewandten Verfahrenstechniken, den eingesetzten Materialien oder dem Verwendungszweck gesprochen.
„Plastik“, so die durchgängige Meinung, ist immer schädlich.
Entspricht das der Wahrheit?
Diese Ansicht bedarf einer genaueren Analyse, denn eine oberflächliche Herangehensweise bei derart komplexen Themen könnte verheerende Folgen haben.
Es stimmt, Kunststoff ist einer der Hauptverursacher der weltweiten Umweltverschmutzung. Unendlich viele Produkte werden aus Kunststoff hergestellt und es werden immer mehr. Niemand macht sich im Vorfeld darüber Gedanken, wie es nach seiner Verwendung weitergeht. Lange Zeit gab es gar keine Untersuchungen darüber, wie und wozu das Material eigentlich hergestellt wird. Mit Sicherheit wurde es vielfach missbräuchlich genutzt, etwa in Bereichen, wo es gar nicht zwingend erforderlich war.
Alles richtig. Doch die Faktenlage ist deutlich komplexer.
Es gibt die EU-Kunststoffstrategie mit ihren Richtlinien bezüglich Einwegprodukten und dem Richtlinienpaket zur Kreislaufwirtschaft, einschließlich der Richtlinien für Verpackungsmaterial (auch aus Plastik) mit neuen Recyclingzielen für die Jahre 2025 und 2030 mit einer Anhebung um 50 bzw. 55%. In Italien wird seit Monaten über eine Steuer für Kunststoff verhandelt, die im nächsten Juli in Kraft treten soll, doch es ist noch nicht klar, wie und wen es betreffen wird.
Plastik scheint (auch) an einem massiven Imageproblem zu leiden.
Die Folge: Das Produkt wird verteufelt.
WELCHES SIND DIE WAHREN VOR-UND NACHTEILE DER KUNSTSTOFFVERWENDUNG?
Das Kunststoffproblem ist existent, aber wissen wir wirklich, was wir da kritisieren und welchen Nutzen die Menschheit andererseits aus dem Material zieht?
Die gesundheitsmedizinische Industrie wurde dank des Kunststoffes revolutioniert und selbst in unserem Körper kommt er gelegentlich als Bestandteil der Medizintechnik zum Einsatz. Früher wurden Spritzen wiederverwendet mit dem ständig vorhandenen Risiko der Übertragung von Infektionen. Heute gibt es Einwegspritzen und das Risiko ist eliminiert.
Denken wir an die Lebensmittelkonservierung. Durch fortschrittliche Lebensmittelverpackungen können wir die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern und erreichen dadurch ein geringeres Abfallaufkommen von Nahrungsmitteln insgesamt.
Da ist der Bereich der persönlichen Sicherheitsausrüstung. Aus Kunststoff werden Helme, Brillen usw. hergestellt, allesamt Gegenstände, die aus Kunststoff bestehen, um unseren gesundheitlichen Schutz zu gewährleisten.
Dank des Kunststoffmaterials ist es gelungen, Mikrochips, die über Unmengen an Rechenleistung verfügen und damit Mobiltelefonen, Laptops und Flachbildfernsehschirmen Leben einhauchen, zu erschaffen. Ebenso konnte durch den Kunststoff im Bereich Elektrotechnik die Leistungsfähigkeit von Batterien erhöht werden.
Kunststoffe stehen in engem Zusammenhang mit den erneuerbaren Energien, denn ohne Kunststoff könnten keine Sonnenkollektoren hergestellt werden.
Die Liste wäre sicherlich noch weiter ausbaufähig, doch wir wollen zum entscheidenden Punkt kommen.
WELCHE BEDEUTUNG HABEN FORTSCHRITTLICHE POLYMERE FÜR DIE AUTOINDUSTRIE
Auch für den Transportsektor ergibt sich durch die Verwendung besonders leichter Kunststoffmaterialien ein enormer Vorteil. Korrosionsbeständige, aber trotzdem robuste und leichtgewichtige Teile für leichtere Fahrzeuge, die Kraftstoff sparen und den CO2-Ausstoß reduzieren, werden aus Kunststoff gefertigt.
Kunststoff ist ein sehr wichtiges technisches Hilfsmittel und eine wichtige Ressource, und aus diesem Grund muss er geschützt, untersucht, sicherlich verbessert, aber vor allem besser gemanagt werden.
SAPA ist auf das Spritzgießen von Kunststoffkomponenten für den Automobilsektor spezialisiert: seit Jahren arbeiten wir daran, Komponenten bereits in der Konstruktionsphase leichter zu bauen und durch den Einsatz moderner Polymere (auch) die Recyclingfähigkeit zu verbessern.
Wie ist uns das gelungen?
In unserer Abteilung für Innovationstechnik haben wir nach einigen Jahren Forschungsarbeit die One-Shot® Methode entwickelt, die derzeit schnellste Methode zur Herstellung von Fahrzeugkomponenten. Von Autoherstellern wie Volkswagen, FCA, Jeep, Alfa Romeo wird sie bereits eingesetzt.
Alle Vorteile unserer Methode auf einen Blick:
- 900% schnellere Fertigung und 300% höhere Produktivität
- Kostenersparnis
- Reduktion der Schadstoffemissionen durch leichtere und recycelbare Komponenten gemäß den Vorgaben von Horizont 2020
Wie geht das?
Alle Schritte der traditionellen Produktionsmethode werden in einer einzigen All-in-One Methode komprimiert, eine abgespeckte Produktion, bei der oftmals das letzte Bauteil mit nur einem einzigen Maschinentakt erstellt wird.
In der Tat, mit One-Shot®.
Neben dem Produktionsprozess selbst, haben wir selbstverständlich auch auf geeignete Materialien geachtet.
Die Entscheidung, anstelle von metallischen Materialien polymere Materialien zu verwenden, ist insofern eine gewinnbringende Lösung, als wir damit mehrere Ziele erreichen können.
- Gewichtsreduzierung: vorrangiges Ziel für Elektroautos, deren Gewicht durch die Batterie bereits erhöht ist, was die Autonomie des Fahrzeugs und seine kommerzielle Attraktivität vermindert
- Kostenreduzierung: als Ergebnis der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten am Fahrzeug, angefangen bei Motorkomponenten bis hin zu Suspensions- und Karosserieteilen
- Geringere Vibrationsübertragung: für einen angenehmeren und ruhigeren Fahrkomfort
- Geringerer Reibungsverschleiß: in Bezug auf die beweglichen Teile
- Produktionsprozess: wesentlich einfacher zu verarbeiten als metallische Werkstoffe
Ein Anwendungsbeispiel ist das 30% glasfaserverstärkte Polyamid (PA66 30GF), das von SAPA derzeit für die Herstellung einiger Motorabdeckungen verwendet wird, bei denen eine Dauerbetriebstemperatur von 150°C erforderlich ist.
8 % WENIGER EMISSIONEN MIT LIFE – BIOBCOMPO BIS 2021
In Zusammenarbeit mit SOPHIA, CRF, FCA und mit Unterstützung der Europäischen Union ist SAPA am Projekt LIFE BIOBCOMPO beteiligt, das eine Reduktion der CO2-Emissionen um 8% zum Ziel hat.
Bis zum 30. Juni 2021 wird SAPA die CO2-Emissionen dank des Einsatzes neuer Verbundwerkstoffe um 1,23 kg pro km reduzieren können.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, auf das Material einzuwirken, dies sind drei davon:
- Geringere Dichte
- Ersatz traditioneller Füllstoffe durch natürliche Fasern (biologisch abbaubare Füllstoffe)
- Verwendung chemischer bzw. physikalischer Bindemittel
Die Verwendung von innovativen und nachhaltigeren Materialien im Unterschied zu den traditionellen Methoden hat unmittelbare positive Auswirkungen:
- Verbesserte Prozessfähigkeit der neuen Compounds, wobei die Zykluszeit und die Produktionsabfälle nicht höher sind als bei der derzeitigen Produktion;
- Verbesserte Ästhetik durch die Optimierung des Mischprozesses und der Formgebungsphasen;
- Verbesserte mechanische Eigenschaften aufgrund der Auswahl von Füllstoffen mit höherer Leistung als bei den traditionellen Füllstoffen.
Die Horizont 2020 Vorgaben werden somit eingehalten.
Das Ziel von LIFE BIOBCOMPO ist nicht allein die Verringerung von Fahrzeugemissionen, sondern auch die Herstellung von solch leichten Verbundwerkstoffen, und zwar zu kundenfreundlichen Produktionskosten, verbunden mit der Garantie einer vollständigen Recyclingfähigkeit dieser Materialien am Ende ihrer Lebenszeit.
Mit der Durchführung und Finanzierung von Forschungsarbeiten zugunsten umweltfreundlicherer Lösungen zum Zwecke der Abfallvermeidung haben wir erneut die unserem Unternehmen sehr am Herzen liegende Auffassung bekräftigt, dass Forschung für die moderne Entwicklung unerlässlich ist.
IM KUNSTSTOFF LIEGT DIE ZUKUNFT
Die Zukunft wird voller standardisierter Prozesse mit Hochleistungskomponenten (Gewicht, Mechanik, Materialien) und – wie schon immer in der Geschichte des Automobils – mit niedrigen Kosten verbunden sein. Wer es schafft, aus diesen Veränderungen Kapital zu schlagen, wird einen nicht unerheblichen Wettbewerbsvorteil haben. Wir sind Prozessspezialisten, insbesondere für Polymere und Hochleistungspolymere. Gegenwärtig gibt es in keiner Technologie bessere Lösungen in Sachen Kosten, Design und industrielle Leistungsfähigkeit als Kunststoffe.
Insbesondere die One-Shot®-Methode repräsentiert die Premiumklasse unter den Design- und Industriemethoden, da sie die Verringerung der Produktionsschritte und eine wesentlich höhere Produktivität zu erreichen vermag. Der Kunststoff ist nicht das Problem. Das Problem sind wir und die Art und Weise, wie wir ihn bearbeiten und wie wir ihn nutzen. Wir bei SAPA haben es geschafft, sowohl in unternehmerischer Hinsicht als auch bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit unsere Ziele zu erreichen.
Die Zukunft liegt für uns nach wie vor in der Kunststoffindustrie, und zwar in der Biokunststoffindustrie!
Herzliche Grüße
Giovanni Affinita
General Manager und Mitglied des SAPA-Vorstands